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Aktuelles Oktober 2004

Ich AG droht Milliardengrab zu werden

Nach Meinung von Experten gründen viele Jobsuchende pro forma Ich AGs und streichen die Anschubfinanzierung ein - nur, um kein Arbeitslosengeld II beantragen zu müssen. Die Bundesagentur für Arbeit will die Mittelvergabe für Existenzgründer deshalb in Zukunft deutlich restriktiver handhaben.

Berlin - Für Arbeitslose soll es nach Informationen der "Welt" im kommenden Jahr erheblich schwieriger werden, sich mit einem Zuschuss der Arbeitsagentur selbstständig zu machen. Das Blatt beruft sich dabei auf informierte Kreise des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit (BA). Demnach sollen der Existenzgründungszuschuss für die Ich AG und das sechsmonatige Überbrückungsgeld ab 2005 nicht länger als Pflichtleistung, sondern nach Ermessen ausgezahlt werden. Darauf habe sich der BA-Verwaltungsrat bei seiner Sitzung am vergangenen Freitag geeinigt, das letzte Wort habe aber die Bundesregierung.

Hintergrund der Forderungen des Verwaltungsrates ist die überraschend hohe Zahl an Existenzgründungszuschüssen. Derzeit gibt es rund 160.000 Ich AGs. Bereits im Juni 2004 mussten die eingeplanten Haushaltsmittel um 250 Millionen auf insgesamt 850 Millionen Euro aufgestockt werden. Jetzt musste die BA erneut 230 Millionen Euro zusätzlich bewilligen. Ein Mitglied des BA-Verwaltungsrats, Hans-Jürgen Aberle, sagte dem Blatt: "Diese Ausgaben belasten den Haushalt erheblich. Es kann nicht angehen, dass der Verwaltungsrat in regelmäßigen Abständen zu Nachbewilligungen vergewaltigt wird."

Einladung zum Missbrauch

Bereits vor mehreren Wochen hatte der Arbeitsmarktexperte Hermann Scherl von der Universität Erlangen-Nürnberg das Ich-AG-Modell kritisiert und auf das hohe Missbrauchspotenzial hingewiesen. "Dass man einfach mit einer Gewerbeanmeldung und der Erklärung, man wolle sich selbständig machen, Geld von der Arbeitsagentur bekommen kann, ist geradezu eine Einladung, das als neue Geldquelle anzuzapfen", sagte Scherl seinerzeit. In Wahrheit seien viele Existenzgründer weiter arbeitslos oder ohne nennenswerte Erwerbstätigkeit. "Es wird somit nur dafür Geld bezahlt, dass sie nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik erscheinen."

Kürzlich hatte die BA bereits eine genauere Prüfung der Businesspläne von Unternehmensgründern angekündigt. Derzeit erhalten Gründer einer Ich AG ein Jahr lang monatlich 600 Euro Unterstützung. Ob die neue selbständige Tätigkeit wirtschaftlich und erfolgreich ist, müssen die Bezieher der Gelder nicht nachweisen. Auch müssen sie im Falle eines Misserfolges die Hilfe nicht zurückzahlen. 
 Quelle: SPIEGEL ONLINE

Schlechte Finanzierungsbedinungen bremsen Wirtschaftswachstum

Die Bundesregierung will die Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand verbessern. Anlass ist eine Ifo-Umfrage unter 1100 Unternehmen, nach der mehr Betriebe investieren würden, wenn sich die Finanzierungsbedingungen in Deutschland verbesserten. Dies wird als eine der Hauptbremsen für ein stärkeres Wirtschaftswachstum angesehen. Die klassische Finanzierung deutscher Unternehmen durch den Bankkredit werde infolge des Eigenkapitalmangels immer mehr in Frage gestellt, hieß es. „Kleinere und mittlere Unternehmen müssen stärker Zugang zu Krediten bekommen“, forderte Hans W. Reich, Vorstandsprecher der staatlichen KfW Bankengruppe. Unter dem Druck der Märkte werde eine stärkere Eigenkapitalrentabilität der privaten Banken verlangt. Die KfW komme nicht umhin, ihre Förderung am veränderten Finanzierungssystem auszurichten. Der KfW-Chef unterrichtete gestern das Bundeskabinett über die Mittelstandsförderung ein Jahr nach der Fusion von KfW und DTA zur KfW-Mittelstandsbank. (Quelle: Handelsblatt)

DIHK: Abwanderung deutscher Unternehmen setzt sich fort

Nach der aktuellen Studie "Investitionen im Ausland" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) setzt sich die Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland fort. Basierend auf einer Umfrage von 7.500 Unternehmen ist die Zahl derjenigen, die sich in diesem Jahr außerhalb Deutschlands engagieren wollen, von zuletzt 38 Prozent auf 43 Prozent gestiegen. Als Gründe werden nach wie vor Kostenersparnisse (39 Prozent der Nennungen) angeführt, aber schon dicht gefolgt von Absatzchancen (36 Prozent). Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, sieht den Mittelstand hier dem Trend der Großunternehmen folgen: "Der überregulierte Arbeitsmarkt und die Kostensituation bewegen auch den Mittelstand dazu, mehr im Ausland zu investieren.“ Zwar bedeuten Auslandsinvestitionen nicht zwangsläufig den Verlust von Arbeitsplätzen im Inland, sondern können über Vorleistungen und Vorprodukte auch inländische Standorte positiv stimulieren, aber sie sind nach Ohovens Ansicht ein klares Zeichen dafür, dass woanders bessere Geschäfte gemacht werden können. Er fordert daher von der Wirtschaftspolitik, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Deutschland als Investitionsstandort wieder attraktiv und profitabel wird. Auch die Situation für Bankkredite sei gerade für viele mittelständische Unternehmen in Deutschland sehr schlecht, führt Ohoven aus: "Die Banken bewerten zu wenig zukunftsorientiert. Gerade neue Geschäftsideen und Geschäftskonzepte scheitern zu oft wegen mangelnden Eigenkapitals.“

Mehr als 13.500 Besucher auf der START

Der Mut zur Selbstständigkeit wächst weiter: Mehr als 13.500 Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet strömten zur Leitmesse für Existenzgründung,Franchising und junge Unternehmen – das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr (12.000). In den Hallen 11 und 12 der Messe Essen drehte sich vom 17. bis 19. September alles um erfolgreiche Wege in die Selbstständigkeit. 306 Aussteller präsentierten ihre Angebote, Dienstleistungen und Produkte. Mit 183 Vorträgen, Seminaren und Workshops rund um Existenzgründung, Unternehmensführung und Franchising bot die START umfassende Informationen. Breiter als im Vorjahr präsentierten sich die Franchise-Systeme in der START Franchise-Area. Rund 120 Aussteller waren vertreten. Damit hat sich die START auch als wichtigstes Forum für die Franchise-Szene etabliert. Einer der zentralen Anziehungspunkte der Messe war wieder der Gemeinschaftsstand des Go! Gründungsnetzwerkes NRW, Hauptaussteller der START. Ein Großteil der Besucher kam aus dem Ruhrgebiet und nutzte die vielfältigen, auf die Region zugeschnittenen Beratungs- und Förderangebote von Go!. Im Mittelpunkt der Beratungen bei den Go! Netzwerkpartnern standen die Themen „Gründen aus der Arbeitslosigkeit“, „Senior-Coaching“, „Unternehmensnachfolge“ und „Innovative Ideen und technologieorientierte Gründungen“.
Neben dem Go! Gründungsnetzwerk NRW war in diesem Jahr erneut die KfW Mittelstandsbank ein wichtiger Partner der START. Die KfW informierte auf ihrem Messestand über ihre vielfältigen Förderkreditprogramme. Auch im nächsten Jahr wird Nordrhein-Westfalen mit der START wieder der Mittelpunkt für die Gründer-, Franchise- und Unternehmerszene in Deutschland sein – vom 21. bis 23. Oktober 2005 auf dem Essener Messegelände.

Franchise-Wirtschaft startet Informations-Kampagne 200.000 neue Jobs für Deutschland

Um 200.000 neue Jobs für Deutschland zu schaffen, startet der Deutsche Franchise-Verband e.V. (DFV) eine bundesweite Informations-Kampagne: „Pro Franchising: Plus 200.000 Jobs“. Dieser positive Beschäftigungseffekt erklärt sich durch die erfolgreiche Gründung von Franchise-Nehmern und die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze. Eine im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) erstellte Studie der Universität Mainz zur Zukunft des Franchising in Deutschland bestätigt die positiven Entwicklungsmöglichkeiten. „Franchising ist eine riesige Jobmaschine. Hier schlummert ein enormes Potenzial an neuen Arbeitsplätzen. Diese Möglichkeiten wollen wir aufzeigen, indem wir über die Chancen des Franchising informieren und seriöse Franchise-Geber und Existenzgründer-Interessenten zusammenführen“, erklärt Dr. h.c. Dieter Fröhlich, Präsident des DFV das Ziel der Kampagne, die bundesweit von Mitte September bis Ende November läuft. Allein im Jahr 2003 entstanden durch Franchising 18.000 neue Arbeitsplätze. Für 2004 rechnet der Branchenverband mit 30.000 bis 35.000 neuen Stellen für Deutschland.

Bei den 35 Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit den lokalen Industrie- und Handelskammern sowie den Arbeitsagenturen durchgeführt werden, erhalten Gründungs-Interessierte umfassende Informationen von Franchise-Praktikern. Den Schlusspunkt der Kampagne bildet der „TAG des FRANCHISING“ am 20. November 2004, an dem Franchise-Systeme zum Tag der offenen Tür einladen und Interessierten einen Blick hinter die Kulissen erlauben. „Da können sich Interessenten bei erfolgreichen Selbstständigen erkundigen, wo die Chancen und die Risiken des Franchising tatsächlich liegen“, erläutert Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des DFV.

Weitere Informationen unter www.dfv-franchise.de

Wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland besser als ihr Ruf

Die Wirtschaft entwickelt sich in den ostdeutschen Ländern besser als allgemein angenommen. Von 1992 bis 2003 stieg das ostdeutsche reale BIP jährlich um 3,3 % und damit deutlich schneller als das westdeutsche, das in diesem Zeitraum nur um 1,0 % wuchs.
Dies ergibt eine Untersuchung der KfW Bankengruppe zur "Wirtschaftlage in den neuen Ländern - Erfolge seit 1990". Allerdings, so die Studie, gibt es in den ostdeutschen Ländern einen deutlichen Bruch in der Entwicklung der vergangenen elf Jahre: Während bis zur ersten Hälfte der 90er Jahre das ostdeutsche BIP um durchschnittlich 7,9 Prozent stieg, sackte das Wachstumstempo von 1996 bis 2003 auf magere 1,0 Prozent ab. Ursache dieser Entwicklung sind die schweren und langwierigen Strukturprobleme im Baubereich. Gab es nach der Wende zunächst einen außergewöhnlichen Bau-Boom in den neuen Ländern, wurden diese Investitionen seit 1996 kontinuierlich zurückgefahren und belasten das ostdeutsche Wachstumsergebnis seitdem stark. Lässt man die Bauinvestitionen einmal außen vor, ergibt sich seit 1996 ein weitaus stabileres und positiveres Bild der ostdeutschen wirtschaftlichen Entwicklung. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kfw.de

Konsumklima stabilisiert sich

Die Stimmung der Verbraucher hat sich aufgehellt: Der GfK-Konsumklimaindex legte nach zwei rückläufigen Monaten erstmals wieder zu. Allerdings beeinträchtige die schwierige Beschäftigungslage den privaten Konsum. Der Konsumklima-Index für den Monat Oktober der Gesellschaft für Konsumklima-Forschung (GfK) stieg auf 2,4 Punkte nach einem revidierten Index-Wert von 2,1 Punkten im September. Der Abwärtstrend sei damit gestoppt worden, teilte die Gesellschaft am Dienstag in Nürnberg mit. Allerdings erwarten die Experten auch für den Rest des Jahres keine nennenswerten Impulse durch den privaten Verbrauch. Nur positive Signale seitens des Arbeitsmarktes sowie die konjunkturelle Entwicklung könne eine Wende hervorrufen, hieß es weiter. Auch die Teilindikatoren haben sich laut GfK positiv entwickelt: So erhöhte sich der Indikator für die Konjunkturerwartung in Deutschland zum zweiten Mal in Folge um 6,5 Punkte auf einen Wert von minus 11,9 Punkten. Die Aufregung um die Arbeitsmarktreformen sowie die Angst vor steigenden Energiepreisen hätten sich gelegt und dazu geführt, dass sich die Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung leicht verbesserten, schrieben die Experten in ihrem Bericht. Allerdings verhinderte die weiterhin angespannte Beschäftigungssituation eine spürbare Erholung der Konjunkturstimmung. (Quelle: Netzeitung)